Bericht des Monats Mai 2014

  • Endlich Trocken!


    Nachdem ich in netter Gesprächsrunde auf dem Als-Open bei Fliegenschmeisser-Carsten
    akutes Interesse an der Trockenfliegen-Fischerei angemeldet hatte, ging es gestern abend
    los.
    Zu dritt mit Blindfisch-Allan ging es um 17 uhr ans Gewässer, vor Ort wurde ich
    von Carsten mit geflochtenem Vorfach und einem ersten Maifliegenmuster ausgerüstet.


    Für mich ist die Trockenfliegenfischerei sowie die Fischerei an Fliessgewässern
    überhaupt absolutes Neuland, ensprechend gespannt war ich natürlich.


    Nach kurzem Spaziergang waren wir auch schon am Wasser, hier sah ich dann zum ersten mal
    die Maifliege in ihrer ganzen frisch geschlüpten Pracht.
    Und nicht nur eine, es waren hunderte. Carsten und Allan entdeckten sofort steigende
    Fische, welche allerdings schwer zu erreichen waren da sie direkt hinter einem
    ins Wasser ragendem Baum stiegen.


    Mein Auge ist dafür noch nicht so geübt, vermutlich lag es auch an einer gewissen
    Reizüberflutung. Später am abend erkannte ich die meisten steigenden Fische immer besser.


    Nach der ersten Kurve waren steigende Fische (auch für Azubi´s) gut zu erkennen.


    "Dann hol dir mal den ersten Fisch ab" sagte Guide Carsten. Okay, zeit also für die
    ersten würfe. Ein guter Tipp von Carsten war alles auf halbe Power und auf geringere
    Distanz als an der Küste auszulegen beim werfen.


    Die ersten Würfe waren auch ganz okay, nach Wurf nummer 5 oder 6 hing die Fliege im Gras,
    so ein 16er (?) tippet reisst ja mal vieeel schneller als ein 25er. :whistling:
    Das musste ich dann also auch feststellen, bei Buschkontakt gewinnt öfter mal der Busch,
    oder das Gras. Also das Gemüt noch ein kleines bisschen mehr runterfahren, keine
    Hektischen bewegungen, noch sparsamere Rutenbewegungen.


    Die Fische waren weiterhin fleissig am steigen, ich war gespannt bis in die spärlichen
    Haarspitzen. Wahnsinn, das sind echt keine Riesenfische die du da zu erwarten hast.


    Aber jedesmal wenn die Trockene in guter Linie in den "Fressbereich" der Fische treibt
    steigt der Puls und der Adrenalinspiegel.
    Ich fühle mich gefesselt, das ist spannung pur in freier Wildbahn!!!


    Ich sehe einen Fisch von unten kommend kurz vor meiner Fliege stoppen und abdrehen.
    Myyy...!!!
    2 würfe später wird die Fliege genommen und verschwindet. Ja!
    Doch leider war der anhieb, sofern überhaupt vorhanden, zu zögerlich, zu spät.


    Man will ja auch nicht das der Fisch beim Anhieb sofort hinter einem im Gras liegt...! :love:
    Drei bis vier Würfe später geht dann alles gut als der Fisch die Fliege nimmt, er hakt sich
    selber beim anheben der Rute.


    Die kleine Hasel war also mein erster Fisch an der trockenen. "Schwierig zu haken" meinten
    meine beiden Mitfischer. "Nur glück gehabt", entgegnete ich.


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    Beim Fischen in Gefilden die man sonst nur aus der Theorie oder von tollen YouTube-Videos
    kennt, ist es ja immer wieder interessant die üblichen "Probleme" bzw. umstände selbst
    zu erfahren. So hörte ich kurz nachdem die Fliege ein stück gedriftet ist von Carsten:
    "Jetzt fängt sie an zu Dreggen".
    Aha, okay davon hatte ich schon in dem zusammenhang gehört.


    Eine Fliege "dreggt" dann wenn sie sich unnatürlich in der Strömung bewegt. In diesem Fall
    hat die stärkere Strömung in der Flussmitte mein Vorfach, bzw. die Keulenschnur schneller
    mitgezogen als die Fliege im Randbereich driftet.
    Das kann den Fisch natürlich nicht überzeugen, in anderen teilen Skandinaviens muss das
    nicht zwingend stimmen wie ich weiterhin hörte. ;)


    Entschneidert und gespannt auf weiteres ging es weiter. Hier und dort noch einige Würfe,
    weitere Fliegen habe ich übrigends nicht in die Vegetation gehängt.


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    Über eine Kuhkoppel mit halbstarken Starken pirschten wir am Wasser längs um in einer Kurve
    das treiben und tun auf und unter Wasser zu beobachten. Beobachtet wurden wir widerum dabei
    vom Fanclub "Silly Cow".


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    2 oder 3 Kurven weiter konnte Allan nach ein paar würfen eine kampfstarke und bildhübsche
    Bachforelle von 30-35 cm mit der trockenen überzeugen.


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    Mein Puls stieg beim beobachten des Drills, an so einer leichten Rute sieht das wirklich gut aus. Hilfe bei der Landung gab es
    von Carsten, man konnte gut erkennen das beide wissen was gespielt wird. :)


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    Die Sonne war bereits untergegangen als wir auf die letzten steigenden Fische lauerten.


    Als ich im Gras hockend auf aktivität wartete, schwamm eine Bisamratte an mir vorbei
    und tauchte ab als ich mich kurz bewegte.
    Es ist einfach klasse, ich hätte eine so schöne idyllische Natur direkt vor der Haustür kaum erwartet.
    Schön wenn man sich als Mensch in solcher umgebung verantwortungsvoll bewegen darf.


    Ich bin der festen überzeugung das man als Mensch nicht mehr spuren als seinen
    Fußabdruck in der Natur hinterlassen sollte.


    In der mitte des Abschnittes den ich einsehen konnte sah ich einen Fisch steigen.
    Ein erstes mal... ein paar sekunden später ein zweites mal. Dann ca. 3 minuten pause
    und wieder 2 mal steigen.
    Vorsichtig schlich ich stromauf und blieb ca. 6-7 meter hinter, also stromab des steigenden
    Fisches stehen.
    Wieder dieser Adrenalinschub wenn die Fliege in guter Linie driftet, was muß
    das für ein Kick sein wenn der Fisch... NEIIIIN!!!
    Wenn der Fisch die Fliege nimmt nämlich!!! Und da war dieser moment wo die Fliege
    verschwindet. 8o


    Ich war Live dabei und stand scheinbar doch daneben, jedenfalls hab ich vor lauter
    begeisterung glatt den anhieb vergessen.
    Schade, eine zweite Chance erhielt ich nicht. Aber dieser moment ist für mich kaum in worte zu fassen,
    für mich ist das allein für das erste mal schon an Erfolgserlebnis genug.


    Während ich um meinen Fisch kämpfte fing Carsten kurz vor der Kurve unter mir noch eine
    grössere Hasel, so waren wir dann alle drei entschneidert.


    Leider wollten die Fische "im letzten Büchsenlicht" leider nicht, wie von Carsten
    prognostiziert, steigen. Zumindest nicht in dem masse wie noch spät nachmittags.


    In einem bereich wo wir 2 stunden vorher noch "hochinteressante Aktivität" beobachten
    konnten, liessen wir die Fliegen noch ein paar mal driften.
    Spannend, aber ohne erfolg.
    Das grosse steigen schien für heute beendet, wir hatten mittlerweile gut 5 stunden gefischt
    und machten uns unter sternenklarem Himmel auf den Rückweg.


    Für mich war dieser Tag ein klarer Gewinn, nochmal ganz vielen Dank an Carsten für´s
    Guiding und die vielen Tipps.
    Ein völlig anderes Fischen als an der Küste, ich fühle mich ein wenig "angefixt".
    Ich werde auf jeden fall weitere Ausflüge mit Trockenfliege, Nymphe oder Streamer
    an Fliessgewässer unternehmen wollen.
    Dazu werde ich zunächst meinen Fliegenbinderischen Horizont erweitern müssen,
    ich freu mich drauf.


    Danke für diesen weiteren Schritt in meiner Ausbildung zum Fliegenfischer. :thumbup: