September 2009

  • Die Abstimmung ist seit gestern kurz vor Mitternacht beendet. Ihr habt euch in diesem Monat für Hendriks Rutenbauprojekt entschieden. Glückwunsch an Hendrik, der mit seinem Bericht wohl nicht nur Fliegenfischer in seinen Bann gezogen hat. Respekt, Lob und Anerkennung meiner Lieber :emot112: !


    Gruß


    Der Schriftführer



    Mein neues Bauprojekt!


    Moin alle zusammen,
    ich wollte euch mein neues bauprojekt vorstellen. Ich hatte das so gedacht, dass ich euch im forum die einzelnen schritte näher bringe. Es werden natürlich mehrere berichte werden, da ich die rute ja nicht in einem stück aufbauen werde. Es fehlen mir auch noch die schlangenringe und der leitring. Die schlangenringe sind auf dem wege hat mir gestern mein amerikanischer lieferant gemailt, nur der leitring muss noch im brasilianischen urwald ausgebuttelt werden. Der innere insert besteht aus achat. Diese ringe werden hauptsächlich für gepliesste ruten verwendet und im moment sind keine ringe zu bekommen. Bilder werde ich später einfügen.
    Hier schon mal vorab einige bilder von den komponenten die ich habe.


    comp_DSC00074(1).jpg Der blank: hardy 9" #5, aktion fast. Ist für die küste gedacht, bei windstille.


    comp_DSC00067.jpg Champanger kork aus portugal: klasse floor A.


    comp_DSC00078.jpg Feinste bindeseide von pearsall´s. Ich werde wohl die farbe berndstein verwenden. Das passt gut zum weinroten blank.


    comp_DSC00071.jpg In diesem bild könnt ihr schon die ersten arbeitsschritte sehen. Die einzelnen korkscheiben werden mittels spanner (eigenbau) mit 2k kleber zusammengefügt. Ich mache das in 3 arbeitsgängen, also nicht mehr wie 10 scheiben auf einmal. Da ich während des spannvorgangs die mittlere führungswelle herausziehe, so können die die korkscheiben nicht verrutschen. Wenn alles ausgehärtet ist, geht es ab an die drechselbank um den griff zu formen. Bericht folgt später.


    comp_DSC00082(1).jpg Hier noch ein bild von meiner wickelbank, auch ein eigenbau von mir. Ich versuche meine werkzeuge fast immer selbst herzustellen.


    So, ich werde später weiter berichten, wenn es darum geht den griff zu formen.
    Ich hoffe, ich habe eurer interesse geweckt und ihr verfogt meine berichte weiter. Fragen sind erwünscht.


    Bis dann


    Hendrik

  • @forelle-mb


    na ja teuer, der blank kostet 200€; der kork 30€; seide 3€; schlangenringe um die 30€ sind etwas teurer wie normal, sind titanringe; rollenhalter 50€; leitring 32€. Ich wollte halt mal was spezielles bauen, deswegen diese komponenten.


    Zum blank: du hast nur zwei möglichkeiten die action zu beeinflussen. Da die einzelnen kohlefasermatten spiralförmig gewickelt sind, hast du auf einer seite eine wicklungen mehr als auf der gegenüberliegenden. Das bedeutet du hast eine steife und eine weichere kurve. Entweder du willst einen schnellen vortrieb nach vorne oder du willst die grösstmögliche kraft haben um die schnurr aus dem wasser zu heben. Danach musst du deine ringe positionieren.
    edetiert: dies bezeichnet man als den sogenannten overlap.


    gruss hendrik

  • Es geht weiter, habe heute wieder einige teile geliefert bekommen.
    Anbei die bilder.


    comp_DSC00093.jpg Rollenhalter von Struble: Modell U24 in nickel silber, im winston style. Der holzeinsatz ist aus cocobolo. In meinen augen der schönste rollenhalter in es zur zeit zu kaufen gibt.



    comp_DSC00095.jpg Titanringe von REC Recoil: High Tech pur, sind aus reinem titan, nicht wie üblich titanbeschichtet. Diese ringe sind flexibel und super leicht.


    So, wenn ich am wochenende zeit habe, werde ich mich an die drechselbank machen und den korkgriff formen bzw. den rollenhalter anpassen. Bilder und bericht folgt.


    Bis dann hendrik

  • so, heute ist der leitring gekommen.



    comp_DSC00109.jpg Leitring gr. 12 von Struble: Mit achateinlage, ausführung in nickel-silber.


    Hab jetzt alle teile zusammen und nun gehts looooooooooooooooos. :emot22:
    Bis bald.


    Hendrik

  • Erst mal vielen dank an aal60 für deine ausführliche erklärung.


    So, war heute an der drechselbank, um den rutengriff zu formen. Ich finde der ist ganz gut geworden.
    Hier die bilder.


    comp_DSC00117.jpg Langsam nimmt der griff form an.


    comp_DSC00119.jpg Nun ist er fertig. An den abschlüssen habe ich ringe aus palisander angesetzt. Ist mal was anderes und hat den vorteil, dass sich der kork nicht so schnell abnutzt. Besonders im bereich des handballen leidet der kork doch sehr arg.


    Bis bald
    Hendrik

  • Wie passt Du die Bohrung den Durchmesser des Blanks an? Da der Blank leicht konisch ist, muß die Bohrung auch konisch sein?

    ich habe ein spitzenteil einer alten brandungsrute mit schmirgelpapier beklebt. Damit bekommt man eine schöne konische bohrung hin. Da der kork sehr weich ist, ist das in 15 minuten erledigt. Die bohrung sollte auch nicht zu eng sein, da man sonst den kleber mit dem kork vorsichherschiebt.
    Heute gibt es mitlerweile aufschäumenden kleber dann muss man nicht so sorgsam mit der bohrung sein.
    Den kork werde ich wohl mit leinenöl oder wie du gut erwähnt hast mit ballistol behandeln.


    gruss hendrik

  • moin alle zusammen,
    Es geht weiter im rutenbau.
    Nach dem ich die griffbohrung konisch an den blank angepasst habe, ging es ans kleben. Ich verwende dazu 2 komponentenkleber, der nicht so hart aushärtet. Er bleibt ein bischen flexibel, wird nach den jahren nicht so schnell spröde.
    Der kleber ist von 3M: Bezeichung scotch-weld DP100. Verarbeitungszeit ca. 8 minuten, dann zieht er an.
    Eins noch, wenn man die griffbohrung anpasst, sollte das loch nicht zu eng werden.Beim aufschieben des griffes würde man im letzten drittel den kleber nur vor sich her schieben. Noch einfacher ist es mit aufschäumenden kleber, da braucht man nicht so sorgfälltig mit der bohrung zu sein. Der kleber passt sich überall an. Um eine konische bohrung zu machen, haben ich ein teil einer alten brandungsrute spirelförmig mit schmirgelpapier beklebt. Geht bestens, da der kork doch sehr weich ist. Ist eine arbeit von 15 minuten.


    So, nun die bilder.


    comp_DSC00127.jpg Der griff ist montiert



    comp_DSC00128.jpg Nun mit rollenhalter



    comp_DSC00132.jpg Der Halter, eine augenweide.


    Jetzt beginnt die heisse phase. Die rutenringe werden posetioniert und gewickelt. Werde weiter berichten und einiges über die ringpositionen schreiben bzw. erklären.


    Bis bald.
    Hendrik

  • @Grimpfl


    ich habe so um die 350,-€ + transportkosten ausgegeben. Haelt sich meiner ansicht im rahmen, wenn man bedenkt was heute fuer fertige ruten im laden verlangt wird.


    Mit guenstigeren komponenten liegt der preis so um die 270,-€. Das teure am rutenbau ist immer der blank, da liegen die preise zwischen 50 - 380,-€ fuer einhandruten.


    Bei den firmen wie sage, loomis, orvis, winston und thomas&thomas fangen die blanks bei ca. 300,-€ an. Die firma Batson aus den USA hat sehr gute und billige blanks, die bei 50,-€ anfangen, bei guter qualitaet. Dann gibt es noch die firma Pacific Bay (USA) in dem gleichen preissegment. Beide firmen sind in europa sehr stark vertreten. Sehr gute blanks hat die firma CTS aus Neuseeland im mittleren preisegment, die um die 200,-€ liegen. Diese blanks haben bis jetzt sehr posetive testergebnise erreicht.


    Die hardy swift kostet fertig im laden ca. 550,-€.


    gruss hendrik

  • Werde euch hier das wickeln von ringen näherbringen.


    comp_DSC00158.jpg Zuerst wird der faden 3mal um den blank gelegt


    comp_DSC00155.jpg Danach wird der untere faden über die 3 wicklungen rübergelegt und man fängt an zu wickeln. Nach 6-10 wicklungen, schneidet man den unterlegten faden ab.


    comp_DSC00162.jpg Mit diesem kleinen hilfsmittel schiebt man den faden schön zusammen, damit keine lücken entstehen.


    comp_DSC00165.jpg Ist man fast am ringende angekommen, legt man eine schlaufe unter den faden und wickelt bis zum ring.


    Fortsetzung fogt.........

  • comp_DSC00166.jpg Ist man am ende des ringes angekommen, schneidet man den faden ab und steckt in durch das auge der schlaufe


    comp_DSC00167.jpg Jetzt zieht man an dem schlaufenende um den faden unter die wicklung zu ziehen.


    comp_DSC00168.jpg Der faden wird nun straff gezogen und abgeschnitten.


    comp_DSC00169.jpg Hier nun die fertige wicklung. Ist doch ganz einfach oder?


    gruss hendrik

  • Welches Garn nimmt man zum Wickeln? Bin gespannt, wie es weitergeht.


    Gruß


    Gunnar

    das meistverwendete garn ist von der firma Gudebrod aus Amerika. Es gibt drei verschiedene stärken 00, A und D.
    Die stärke A (Standard) verwendet man für normale ruten wie spinn,- und fliegenruten, stärke D wird für schwere ruten wie brandungs.- und pilkruten verwendet, stärke 00 wird nur für sehr feine ruten verwendet. Das material ist aus nylon. Dann gibt es noch seidengarn von der firma Pearsall´s aus England. Diese garne werden hauptsächlich für gepliesste ruten vewendet oder für fliegenruten bis zur #5 b.z.w. sehr feine spinnruten. Seide hat natürlich nicht so eine festigkeit wie nylon, aber seide hat so etwas geheimnisvolles. Da denkt man gleich an China, Marco Polo und die weltberühmte Seidenstrasse.


    gruss hendrik

  • moin alle zusammen,
    da das wetter nicht so dolle zum angeln war, hab die zeit genutzt um die wicklungen abzuschliessen. Nächste woche geht es dann ans lackieren. Über das thema lackieren werde ich auch noch einen kleinen beitrag verfassen, da dies ein sehr wichtiges und schwieriges unterfangen sein kann. Es gibt da einige punkte die man beachten muss, aber dazu später.


    Hier nun die bilder von der fertigen rute. Die leuchtende farbe der wicklung wird sich nach dem lackieren noch verändern.
    Wird nicht so krass rüberkommen wie jetzt. Am ende der wicklung habe ich noch eine feine zierwicklung aus gold angebracht. Ich finde das harmoniert ganz gut mit dem bernstein von der hauptwicklung.



    comp_DSC00177.jpg comp_DSC00178.jpg


    comp_DSC00179.jpg comp_DSC00181.jpg


    comp_DSC00183.jpg


    Langsam geht mein bauprojekt in die endphase.


    Bis dann
    Hendrik

  • Tach alle zusammen,
    wir sind jetzt am letzten Kapitel meiner Bauvorstellung angekommen, zum Lackieren. Man muss hier einige grundlegende Vorschriften einhalten, sonst kann man die bis jetzt investierte Arbeit total versauen.
    Der Rutenbauer signiert sozusagen sein Werk mit der Lackierung, weil jeder nachher darauf schaut. In meinen Augen ist es sein Aushängeschild.



    Vorschriften:


    1.Lackiere in einem verhältnismässigen staubfreien Raum mit Abluft.


    2.Dein Arbeitsplatz sollte aufgeräumt und sauber sein.


    3.Verwende immer saubere Arbeitsmaterialien.


    4.Halte dich immer an das Mischungsverhältnis des Lackhersteller.


    5.Verwende niemals Arbeitsmaterialien die mit Silikon in Berührung kamen b.z.w. enthalten haben. Silikon ist der Todfeind jedes Lackes.


    6.Lackiere bei Raumtemperatur. Zwischen 20°-25°.


    7.Und zeit brauchen wir, ca. 10-12 Stunden für ein segment.


    Wenn wir diese Vorschriften einhalten, wird uns eine gute Lackierung auch gelingen.
    Zum Lackieren brauchen wir eine kleine Drehvorrichtung, die die Rute langsam ,so 6-10 U/min, rotieren lässt. Siehe Bild.
    Dadurch erhalten wir überall einen gleichmässigen Lackauftrag.


    comp_DSC00185.jpg


    Zum Lackieren verwendet man 2 Komponenten Lacke, es gibt auch 1 Komponenten Lacke, die sind aber nicht so hart.
    Ich verwende Lack von der Fa. Lamar: Er heisst Thread Master, lässt sich super verarbeiten und verzeiht kleine Mischunterschiede


    Wir lackieren die Rute in drei oder vier Durchgängen.
    Das heisst:
    Wir tragen eine dünne Lackschicht auf und lassen den Lack unter rotierender Bewegung mind. 2 Std. trocknen. Danach folgen die nächsten nach dem gleichen Prinzip. Wir lackieren also nass in nass. So haben wir die beste Verbindung zwischen den einzelnen
    Lackschichten

    Also wie ihr sehen könnt, bei 4 Durchgängen a 2 Std. + Arbeitszeit kommen da locker 10-12 Std. zusammen.


    So nun geht es los. Zuerst mischen wir uns den Lack in einer kleinen Schale an,
    Mischungsverhältnis genau einhalten, und rühren langsam den Lack um. Wenn wir zu Schnell mischen, bekommen wir zu viele Luftbläschen in den Lack. Wir mischen ca. 3 Minuten sorgfältig um.

    Nun giessen wir den Lack auf Alufolie, hier kann sich der Lack schön verteilen. Wir erreichen dadurch eine höhere Verarbeitungszeit
    (wird auch Topfzeit genannt) und die Luftblasen können besser aus dem Lack entweichen.

    Zum lackieren nehme ich Pinsel mit Marderhaar. Bin der Meinung das man bessere Lackierergebnisse bekommt als mit Kunststoffhaar.
    Wenn wir nun die erste Lackschicht auftragen, müssen wir darauf achten, dass die Hohlräume unter der Wicklung gut mit Lack gefüllt sind. Hier kann sonst später Wasser eindringen und den Lack beschädigen. Siehe Bild


    comp_neu lack.jpg



    Der Lack wird immer wird nur ganz dünn aufgetragen, Schicht für Schicht, bis wir zufrieden sind. Wenn wir die erste schicht aufgetragen haben, kann man kleine Luftbläschen im Lack erkennen. Sind so kleine weisse Punkte. Um diese Luftbläschen zu beseitigen, erwärmen wir mit einem Feuerzeug kurz die Lackierung. Durch die kurzfristige Erwärmung zerplatzen die Bläschen und der Lack verläuft schön gleichmässig. Aber Vorsicht, nicht zu lange, sonst verbrennen wir den Lack.


    So, das wärs erstmal um das Thema Lackieren. Wenn ihr Fragen habt, einfach anfragen.



    Gruß
    Hendrik

  • habe hier noch ein gutes beispiel mit luftbläschen in der lackierung. Die schwarze lackierung für die hakenöse stammt von mir, die beim moosgummigriff ist vom hersteller. Man kann schön die eingeschlossenden luftblasen erkennen.



    comp_DSC00246.jpg


    gruss hendrik

  • so liebe forumsgemeinschaft, das werk ist vollbracht. Nach mehreren lackierdurchgängen ist die rute nun fertig. Ich hoffe meine dokumentation in sachen rutenbau hat euch genauso viel spass gebracht wie mir.
    Beim schreiben und bauen sind mir schon wieder einige sachen durch den kopf gegangen, welche andere materialien man noch verwenden könnte. Wie z.B. büffelhorn, perlmutt, blattgold oder bernstein. Das wärs, die korkabschlüsse oder rollenhalterinsert aus bernstein.
    Oh ha, ich werd schon wieder ganz............................ Ich hör lieber auf.


    gruss hendrik


    comp_DSC00292.jpg comp_DSC00293.jpg

  • Es darf gratuliert werden :emot112: . Erneut hat Hendrik sich bei einer Abstimmung zum Bericht des Monats durchsetzen können. Klasse Projekt, an dem Du uns so intensiv hast teilhaben lassen. Danke nochmal dafür!


    Gruß und petri


    Maik

    Ihr braucht nicht anrufen, wenn ihr einen Fisch habt.
    Legt die einfach auf einen Haufen, ich guck dann bei Google-earth nach


    Friedfische sind Köderfische!


    :applaus: Das sind richtige Fans :applaus:

  • herzlichen glückwunsch,alle achtung.meinen respekt!!! :emot112: :emot112: :emot112:



    LG Achim

  • Herzlichen glückwunsch Hendrik


    Hast du dir retlich verdient.
    Zeigt doch dass auch ein "Technischer" Bericht auf großes Interesse stöst.
    Und die Rute ist doch toll geworden.


    Wat kömt nu?..........Gesplieste als Winterprojekt...hihi?


    Gruß Svend