Austerlitz/Borghorst
Gülle tötet Meerforellen in der Kronsau
Nach vier Monaten erneuter Güllevorfall in der Kronsau. Polizei ermittelte Verursacher. Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft.
Austerlitz / Borghorst. Tote Meerforellen in der Kronsau, dessen ansonsten klare Farbe sich am Vormittag des 29. Dezember braun gefärbt hatte und von ungewöhnlichem Schaum überzogen war. Ein fauliger Gestank lag in der Luft. Wolfgang Jeß, Brigitte Scharbau und Michael Kotzur, Anwohner an der Au, sind sofort alarmiert, haben sie doch ein ganz ähnliches Bild bereits am 20. August 2012 vorgefunden. Auch damals tote Fische in der Au. Unerlaubtes Einleiten von Gülle war im Sommer für ein zeitweises Umkippen des Gewässers, das den Meerforellen im Herbst und Winteranfang zum Laichen dient, verantwortlich. Der Verursacher konnte im August nicht ermittelt werden (wir berichteten).
Knappe vier Stunden dominiert die braune faulige Brühe in der Au. Das Ehepaar Scharbau/Kotzur rüstet sich mit Behältern für Wasserproben, Fotoapparat und Plastiktüte für ein Exemplar der toten Fische aus, um Beweise zu sammeln. Dann sind in dem Fließgewässer, das wegen des Regens einen hohen Wasserstand führt, die Spuren der Einleitung verschwunden. Greifvögel und Möwen holen sich viele der toten Meerforellen als Appetithappen.
"Wie kann das schon wieder passieren?"
Die Borghorster sind entsetzt. "Wie kann das schon wieder passieren?", so Scharbau. Sie stellt sich nach diesem zweiten Vorfall innerhalb von vier Monaten die Frage: "Wie ist es möglich, dass ein Güllebehälter anscheinend eine direkte Verbindung zur Au hat?" Ehemann Kotzur vermutet, dass es sich um reine Gülle aus einem landwirtschaftlichen Betrieb gehandelt haben müsse: "Wenn es verdünnt gewesen wäre, wäre das Wasser von der Optik her nicht so dunkel gewesen." Wolfgang Jeß und Brigitte Scharbau wählten wegen des Wochenendes den Notruf 110 und wurden an die Gettorfer Polizeistation weiter geleitet. Ihnen geht es in erster Linie um die Kronsau, in der außer Meerforellen noch Aale, Rotfedern und Schollen leben. "Die Meerforellen nutzen zu dieser Zeit die Au, die in Aschau einen direkten Zugang zur Ostsee hat, als Laichbach", so die Borghorster, "sterben aber so viele Muttertiere, wird es im Frühjahr viel weniger Nachwuchs in der Au geben, was sich auf die Population auswirken wird."
Polizeimeister Sebastian Rutsatz nahm den Anruf von Jeß und Scharbau am 29. Dezember entgegen. Anders als im August war die Polizei diesmal bereits kurze Zeit später vor Ort und konnte wegen des fauligen Geruchs den Verursacher schnell ausfindig machen. "Ich habe aufgrund der örtlichen Gegebenheiten den Verursacher ermitteln können", so der Polizeimeister. Seinem Bericht zufolge ist die Sache bei der Staatsanwaltschaft anhängig, die wegen der Schwere des Vergehens jetzt Strafantrag gestellt hat. Die Untere Wasserbehörde des Kreises Rendsburg-Eckernförde wird "auf alle Fälle auch tätig werden", so der Leiter Michael Wittl auf Nachfrage der Eckernförder Zeitung.
"Wir möchten nur, dass für die Zukunft Maßnahmen getroffen werden, um so etwas zu verhindern", begründeten Brigitte Scharbau und Michael Kotzur ihr Engagement für die Kronsau. Das will auch Peter Großkopf, Verbandsvorsteher des Wasser- und Bodenverbandes Aschau. Er bezeichnet den Vorfall als "eine große Sauerei" und will diesen "nicht als Unfall abtun". Für die Zukunft wünscht er sich bauliche Veränderungen auf landwirtschaftlichen Betrieben, die von vornherein Einleitung unterbinden."Ich kann nicht einsehen, dass auf Höfen, die mit Gülle arbeiten, unbemerkt Gülle in die Au laufen kann", sagte Großkopf. Bis jetzt gebe es nur Klärbecken auf den Höfen, die ein Fassungsvermögen von rund 600 Litern haben - "viel zu wenig bei solchen Vorkommnissen", so Großkopf. Er plädiert für den Bau größerer Sammelbecken, die einige tausend Liter aufnehmen könnten, "denn diese sind am 29. Dezember garantiert in die Kronsau gelaufen."
Diese circa 80 Zentimeter lange Meerforelle ist nur einer von vielen Fischen, die am 29. Dezember tot in der Kronsau schwammen.
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